Jugendarbeitslosigkeit

Aktuell COVID-19

Massnahmen und Perspektiven für Jugendliche und junge Erwachsene zur Berufsintegration

Die Corona-Krise wird die Jugendarbeitslosigkeit im Hinblick auf die zu erwartenden konjunkturellen Einbrüche - v.a. ab dem 2. Quartal 2020 – negativ beeinflussen. Der Kanton Basel-Stadt hat bereits verschiedene Sofortmassnahmen getroffen:

  • Finanzierung von Löhnen und anderen Ausbildungskosten durch den kantonalen Fonds zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Betrieben, die vom Corona Virus wirtschaftlich betroffen sind auf Initiative des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt WSU.
  • Durchführung der Lehrstellenbörse seit Juni 2020 ONLINE. Die Lehrstellenbörse bringt Lehrstellensuchende mit Lehrbetrieben online in Kontakt, die offene Lehrstellen zu vergeben haben. Die ONLINE-Lehrstellenbörse wird vom Gewerbeverband Basel-Stadt in Zusammenarbeit und finanzieller Unterstützung vom Erziehungsdepartement organisiert.
  • Beteiligung an den vom Bund initiierten Förderschwerpunkt «Lehrstellen Covid-19»: Der Bund unterstützt Massnahmen und Projekte finanziell in den Bereichen Coaching / Mentoring von Jugendlichen auf Lehrstellensuche, beim Erhalt und der Schaffung von Lehrstellen, bei der Lehrstellenbesetzung, bei der Erarbeitung neuer Ausbildungsmodelle oder zur Vermeidung von Lehrvertragsauflösungen.

Die Strategiegruppe Jugendarbeitslosigkeit hat aufgrund der sich abzeichnenden Rezession eine allgemeine Lagebeurteilung über die involvierten Dienststellen im Bildungs- und Arbeitsmarktbereich vorgenommen. Dabei stehen drei Wirkungsfelder im Fokus:

  • Übergang Sek I – Sek II: «Bereitstellung eines bedarfsgerechten Angebotes von Zwischenlösungen (Brückenangebote und Motivationssemester) angelehnt an die bestehenden Ausbildungsstrukturen für Jugendliche mit fehlendem Anschluss»
  • Bestehender Lehrstellenmarkt stützen: «Schaffen von zielführenden Rahmenbedingungen für Lehrbetriebe um den Lehrstellenmarkt zu stützen und neue Lehrverhältnisse zu fördern sowie bestehende Lehrverhältnisse zu halten»
  • Übergang Sek II – Arbeitsmarkt: «Fördern und Erhalten der Arbeitsmarktfähigkeit von jungen Lehrabgängerinnen und Lehrabgängern ohne Beschäftigung im Arbeitsmarkt»

Die Strategiegruppe Jugendarbeitslosigkeit stellt ein laufendes Monitoring zur Lage der Jugendarbeitslosigkeit im Kanton Basel-Stadt sicher und berichtet diesen Grundlagen regelmässig an die regierungsrätliche Delegation Jugendarbeitslosigkeit.  

Historie

Der Regierungsrat setzt seit dem Jahr 2005 einen strategischen Schwerpunkt zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit. Hintergrund war ein damals frappanter Lehrstellenmangel, welcher sich für leistungsschwächere Abgängerinnen und Abgänger aus der Volksschule fatal auswirkte, und hohe Arbeitslosen- und Sozialhilfequoten bei jüngeren Personen. Das Basler Schulsystem und die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler wurden von Wirtschaftsvertretern der Region kritisch beurteilt. Ein beachtlicher Teil der Basler Jugendlichen und jungen Erwachsenen drohten ohne Ausbildung und mit fehlenden beruflichen Perspektiven in eine Abwärtsspirale zu geraten, welche nicht selten mit der Vorsprache in der Sozialhilfe endete.

Ein Jahr später setzte der Regierungsrat eine interdepartementale Strategiegruppe ein mit dem Auftrag, ein umfassendes Konzept zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit zu entwickeln und mit einer strategischen Gesamtoptik entlang der drei Handlungsfelder «Frühbereich und Schulen», «Übergänge in die Berufsbildung und Arbeitswelt» und «beruflicher und sozialer Desintegration» umzusetzen.

Trotz der momentan angespannten Lage verzeichnet Basel-Stadt ein beständiges Angebot von rund 5‘500 Lehrverhältnissen. Die Jugendarbeitslosigkeit (15- bis 24-Jährige) ist gegenüber den Vorjahren weiter gesunken und hat sich in diesem Jahr bei 4,0 % eingependelt. Dasselbe gilt für die Sozialhilfequote junger Erwachsener, die mit 7 % weiterhin leicht rückläufig gegenüber den Vorjahren ist.

Wichtige Massnahmen

Die Strategiegruppe Jugendarbeitslosigkeit initiierte das Pilotprojekt «Enter – Berufsabschluss für Menschen aus der Sozialhilfe». Die Ergebnisse sind ermutigend: Bisher konnten 128 Personen aus der Sozialhilfe eine beruflichen Grundbildung starten. Über 39 Personen schlossen ihre Ausbildung ab und traten eine Arbeitsstelle an. (Stand 3. Juni 2020). Nach der Pilotphase entschied der Regierungsrat im Oktober 2016, das Angebot bis Ende 2021 als Projekt zu führen und dann in den Regelstrukturen zu verankern.

Aufgrund des zu erwartenden Zustroms von Migrantinnen und Migranten beschloss der Regierungsrat im Jahr 2017, ein Konzept zur erhöhten Beteiligung von späteingereisten jungen Migrantinnen und Migranten an der Berufsbildung umzusetzen. Die Grundlagen bilden ein umfassender Bericht und ein Konzept der Strategiegruppe Jugendarbeitslosigkeit. Im Kern geht es um den Zugang von Späteingereisten in die berufliche Grundbildung und in die weiterführenden Bildungsangebote des Kantons.

Entwicklung

Die Herausforderungen, die die fortschreitende Digitalisierung und die damit verbundenen Veränderungen in traditionellen Berufen und Branchen mit sich bringen, sind schwer abzuschätzen. Mit der Automatisierung vieler Aufgaben und Tätigkeiten werden die Anforderungen an die kognitiven und sprachlichen Kompetenzen in fast allen Bereichen steigen. Auch niederschwellige Ausbildungsplätze werden davon betroffen sein, was den Anschluss an Ausbildung und an Arbeit für Jugendliche mit «kleinem schulischen Rucksack» und Migrationshintergrund tendenziell erschweren wird. Der Rückgang an Ausbildungsplätzen im Detailhandel ist teilweise bereits diesen Veränderungen geschuldet.

Für die Integration aller Jugendlicher in Ausbildungen der Sekundarstufe II müssen die geforderten Kompetenzen an den Schulen und auch im Rahmen der Berufsausbildungen weiter gefördert werden, damit die Ausbildungsfähigkeit auch zukünftig gesichert werden kann.

Die Auswirkungen von Covid-19 werden voraussichtlich sowohl beim Übergang I von der obligatorischen Schule in die Sekundarstufe II als auch beim Übergang II von der Berufslehre in den Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren einen steigenden Unterstützungsbedarf ergeben. Denn die Nachfrage nach Lehrstellen und Einstiegsstellen wird steigen.

(Aktualisierung 10.12.2020)

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